Papier mit Pflanzenmotiven gestalten: Naturdruck
Naturdruck ist ein kunsthandwerkliches Verfahren, das es ermöglicht, die Gestalten und Farbtöne von Pflanzenteilen wie Blüten, Blättern, Früchten und anderen natürlichen Elementen auf Papier oder Textilien wiederzugeben.
Dieses Verfahren ist besonders umweltverträglich, da es ohne schädliche Chemikalien auskommt und bei der Anwendung auf Textilien vorzugsweise natürliche Materialien zum Einsatz kommen. Die Färbung von Papier und Stoffen erfolgt hierbei durch die Ausnutzung der in der Flora vorhandenen natürlichen Pigmente, ohne auf künstliche Tinten zurückgreifen zu müssen.
Jeder, der sich für das Ausprobieren dieser Methode interessiert, kann den Pflanzendruck daheim umsetzen, was viel Raum für kreatives Schaffen bietet.
Herkunft
Die Wurzeln des Naturdrucks reichen weit zurück: Schon im „De materia medica“ von Pedanius Dioskurides, einem griechischen Pharmazeuten des 1. Jahrhunderts, wird diese Technik erwähnt. Dioskurides’ fünfbändiges Kompendium galt in der Antike sowie im Mittelalter und der Renaissance als das umfassendste Werk der medizinischen und pharmazeutischen Literatur, was zur Verbreitung der Druckmethode beitrug.
Viele Wissenschaftler, Botaniker und Parfümeure griffen auf den Pflanzendruck zurück, um unterschiedliche Pflanzenarten zu dokumentieren. Leonardo da Vinci reproduzierte beispielsweise ein Salbeiblatt im Codex Atlanticus, indem er es mit einer Mischung aus Öl und Ruß beträufelte und eine Anleitung für das Druckverfahren beifügte. Im 16. Jahrhundert fertigte der Parfümeur Zenobio Pacini aus Florenz ein Herbarium an, indem er Pflanzen, die zuvor in Tinte getaucht wurden, zwischen zwei Blatt Papier presste.
Der deutsche Arzt und Botaniker Johann Hieronymus Kniphof erkannte im 18. Jahrhundert das kommerzielle Potenzial dieser Technik. In einer Zeit, in der das botanische Interesse durch neu entdeckte Arten aus Amerika und Afrika anstieg, veröffentlichte Kniphof das „Botanica in originali, seu Herbarium Vivum“ mit 200 Abbildungen von getrockneten, gepressten und gefärbten Pflanzen. Für den Druck wurden eine Presse und dünnes Papier verwendet, um den Pflanzenabdruck deutlicher zu machen. Besonders wertvolle Exemplare wurden zudem handkoloriert.
Die erste Beschreibung des Naturdruckverfahrens stammt von Alois Auer, einem österreichischen Drucker und Illustrator. In seinem 1853 veröffentlichten Werk „Die Entdeckung des Naturselbstdruckes“ erläuterte Auer seine Methode, natürliche Objekte mithilfe zweier Platten aus Stahl und Blei in Lebensgröße abzubilden.
Der Naturdruck auf Textilien entwickelte sich in den 1990er Jahren, als die australische Künstlerin India Flint begann, mit dieser Technik zu experimentieren. Inspiriert von der lettischen Tradition des Ostereierverzierens und Shibori, einer japanischen Färbetechnik, veröffentlichte Flint das Buch „Eco Colour: Botanical Dyes for Beautiful Textiles“, in dem sie verschiedene Verfahren vorstellt, um mit Pflanzenteilen Stoffe zu bedrucken und so einzigartige Kleidungsstücke zu schaffen.
Um die Anwendung des Naturdrucks auf Papier zu erläutern, haben wir Grazia Bambino, Gründerin von Elementi Naturali und spezialisiert auf botanische Drucke, um eine Einführung in diese faszinierende Kunstform gebeten.
Naturdruck auf Papier: Eine Anleitung
Für den Pflanzendruck benötigt man lediglich einige leicht beschaffbare Materialien und einfache Werkzeuge. In dieser Anleitung erfahren wir, wie Papier mit Sojamilch vorbehandelt wird.
Benötigtes Material
- Aquarellpapierbögen
- Küchengarn
- Eine zylindrische Holz- oder Eisenrolle
- Eisensulfat (1 Teelöffel)
- Ausgewählte Pflanzenblätter und/oder -blüten
- Ungesüßte Sojamilch (500 ml) oder eine Handvoll gelber Sojabohnen
- Wasser
- Einen Topf oder Schnellkochtopf
- Einen Mixer und ein Sieb (für die Herstellung von Sojamilch)
- Schutzhandschuhe
- Zwei Aluminiumschalen
Sojamilch herstellen
Für selbstgemachte Sojamilch weicht man eine Handvoll Sojabohnen über Nacht in Wasser ein, püriert und siebt die Masse anschließend. Der Vorgang wird mehrfach wiederholt, bis die gesamte Flüssigkeit extrahiert ist. Der übriggebliebene Brei kann kompostiert werden. Alternativ kann fertige Sojamilch ohne Zucker verwendet werden.
Papier beizen
Tauchen Sie die Papierbögen in eine mit Sojamilch gefüllte Aluminiumschale. Je nach Papierbeschaffenheit variiert die Einweichdauer. Anschließend kann das Papier direkt verwendet oder getrocknet und später benutzt werden. Das Ergebnis hängt von der Beizstärke, Einweichdauer und Saugfähigkeit des Papiers ab.
Papiergestaltung
Nun beginnt der kreative Teil: Arrangieren Sie die ausgewählten Pflanzenteile auf dem Papier. Pflanzen mit hohem Gerbstoffgehalt wie Eukalyptus oder Kastanie eignen sich besonders gut, doch auch andere Pflanzenarten können interessante Ergebnisse liefern.
Eisensulfatlösung vorbereiten
Nachdem die Pflanzen auf dem Papier platziert wurden, lösen Sie unter Schutzmaßnahmen einen Teelöffel Eisensulfat in einem Liter Wasser auf. Tränken Sie ein Tuch in der Lösung, bedecken Sie damit die Pflanzenanordnung und legen Sie Küchenpapier darauf.
Anschließend wird das Ganze um eine zylindrische Unterlage gerollt, mit Garn umwickelt und für 90 Minuten gekocht. Nach dem Abkühlen kann die Rolle geöffnet werden, und der Naturdruck ist fertig.
Anwendungsmöglichkeiten
Mit Naturdruck verziertes Papier eignet sich hervorragend für die Verpackung umweltfreundlicher Produkte oder für die Herstellung von einzigartigen Kunstwerken wie Tagebüchern, Fotoalben oder Lesezeichen, die die Schönheit der Natur einfangen.
Sie können auch zur Herstellung von wertvollen und einzigartigen Objekten wie Tagebüchern, Notizbüchern, Fotoalben, Lesezeichen, Rahmen oder Gemälden verwendet werden, die die volle Schönheit der Natur zur Geltung bringen.
Wenn Sie mehr über diese künstlerische Technik erfahren möchten, besuchen Sie bitte die Facebook-Seite von Natural Elements, um zusätzliche Informationen zu Öko-Druckkursen zu erhalten.