Eine Anleitung für Cyanotypie

Eine Anleitung für Cyanotypie

Eugenia Luchetta Veröffentlicht am 5/16/2024

Die Cyanotypie ist ein Verfahren des fotografischen Drucks, das Abzüge in einem markanten preußisch-blauen Ton hervorbringt.

Entwickelt wurde diese Methode 1842 von dem Wissenschaftler und Astronomen Sir John Herschel, der sie zur Vervielfältigung von Notizen und Diagrammen nutzte (bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts fand diese Technik Anwendung in Architektur und Ingenieurwesen, daher der Ausdruck “Blaupause”).

Als erste nutzte die Botanikerin und Fotografin Anna Atkins diese Technik in der Fotografie. Sie veröffentlichte ein Buch mit Cyanotypien von Algen, welches als das erste Buch mit fotografischen Illustrationen gilt.

Anna Atkins, Dictyota dichotoma, im jungen Zustand und in der Frucht, aus Teil XI von Photographs of British Algae: Cyanotypie-Abdrücke, 1849-1850.

Das Herstellen von Cyanotypien ist ein unkomplizierter und erfüllender Prozess, der sich gut zuhause umsetzen lässt. Die benötigten Chemikalien können als Pulver oder in einem Set mit bereits verdünnten Lösungen erworben werden (in diesem Fall können Sie den ersten Schritt auslassen).

Folgendes benötigen Sie für etwa 50 Drucke im A4-Format:

  • 20 g grünes Eisen(III)-ammoniumcitrat
  • 8 g Kaliumferricyanid
  • 200 ml Wasser (vorzugsweise destilliert)
  • Waage
  • Messbecher
  • Papier (säurefrei und relativ dick)
  • Zwei 100-ml-Flaschen oder Behälter und eine 200-ml-Flasche oder Behälter (vorzugsweise aus Braunglas)
  • Spülbecken
  • Pinsel oder Schwamm ohne Metallteile
  • Glasscheibe, mindestens so groß wie das Papier

Vorsichtsmaßnahmen

Cyanotypie ist ein sicher anwendbares Verfahren zu Hause. Eisen(III)-ammoniumcitrat und Kaliumferricyanid sind keine gefährlichen Substanzen. Dennoch sollten Sie grundlegende Sicherheitsmaßnahmen treffen, um die Aufnahme oder Inhalation der Chemikalien zu vermeiden. Schützen Sie Ihre Arbeitsfläche, verwenden Sie keine Küchenutensilien für den Prozess, lagern Sie keine Lösungen zusammen mit Lebensmitteln oder Getränken, und tragen Sie stets Handschuhe sowie eine Maske bei der Zubereitung und Anwendung der Lösungen.

Kaliumhexacyanoferrat wird gefährlich, wenn es Temperaturen über 300 °C ausgesetzt oder mit starken Säuren vermischt wird. Diese Situationen sollten im Rahmen der Cyanotypie jedoch nicht auftreten.

1.Vorbereitung der Lösungen

Stellen Sie sicher, dass Ihr Arbeitsbereich gut belüftet ist und wenig Sonnenlicht einfällt. Bereiten Sie Ihre Arbeitsfläche vor, indem Sie sie mit Zeitungspapier oder einer Plastikfolie abdecken, um Verschmutzungen zu vermeiden. Lösen Sie das Eisen(III)-ammoniumcitrat in einem Behälter mit 100 ml Wasser (Lösung A) und das Kaliumferricyanid in einem anderen mit der gleichen Menge Wasser (Lösung B). Lassen Sie die Lösungen mindestens 24 Stunden lang an einem dunklen, trockenen Ort stehen. Sie können bis zu 6 Monate gelagert werden, jedoch ist es am besten, sie innerhalb weniger Wochen zu verwenden.

2.Herstellung der Emulsion

Mischen Sie gleiche Teile der beiden Lösungen in einem lichtundurchlässigen Behälter. Dieser Schritt sollte in einem Raum ohne direktes Sonnenlicht durchgeführt werden, jedoch nicht in völliger Dunkelheit. Eine 25-Watt-Lampe kann eingeschaltet bleiben, da die Emulsion nur auf ultraviolettes Licht reagiert.

Nach dem Mischen sollten die Lösungen schnell verwendet werden, um Farbintensität und Empfindlichkeit zu gewährleisten. Idealerweise bereiten Sie genau die Menge an Emulsion vor, die Sie benötigen. Als Faustregel gilt: 200 ml Emulsion (100 + 100 ml) sind ausreichend für etwa 50 Blätter A4.

3.Beschichten des Papiers

Gießen Sie die Emulsion auf ein kleines Tablett und verteilen Sie sie mit einem Pinsel oder Schwamm

gleichmäßig auf dem Papier. Ziel ist eine gleichmäßige Beschichtung ohne Streifen oder Flecken.

Das ideale Papier für die Cyanotypie ist dick und fest, wie Aquarellpapier, aber auch andere Papiersorten können ausprobiert werden.

Nach dem Auftragen trocknen die beschichteten Blätter etwa 30 Minuten.

4.Belichtung

Wenn das Papier trocken ist, beginnt der eigentliche Druckprozess. Legen Sie ein Blatt direkt in die Sonne und platzieren Sie die Objekte, die Sie abbilden möchten, darauf. Decken Sie alles mit einer Glasscheibe ab.

Die Belichtung variiert je nach Sonnenstand und Papiersorte zwischen 3 und 20 Minuten. Es empfiehlt sich, einen Belichtungstest durchzuführen.

Während der Belichtung wird die Druckfarbe allmählich dunkler, warten Sie jedoch, bis sie eine matte braune Farbe erreicht hat.

5.Entwickeln und Trocknen

Spülen Sie das belichtete Blatt unter fließendem Wasser, bis der gelbe Schimmer verschwindet und ein kräftiges Blau zurückbleibt. Hängen Sie den Druck dann zum Trocknen in den Schatten.

Nach dem Trocknen ist das Bild auf der Cyanotypie fixiert. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung, um ein Verblassen zu verhindern.

6.Entsorgung der Chemikalien

Reste der Chemikalien sollten mit viel Wasser verdünnt und dann entsorgt werden, nicht jedoch im Hausmüll.

Die Cyanotypie ermöglicht das Drucken verschiedenster Objekte wie Pflanzen, Federn oder Stoffe und bietet einzigartige visuelle Effekte. Es lohnt sich, mit unterschiedlichen Materialien zu experimentieren, um verschiedene Ergebnisse zu erzielen.